Mittlerweile ist es die liebe Tradition vieler Hersteller, neben wirklich argen Geräten auch eine lediglich optisch-sportlich angehauchte Version anzubieten – diese Fahrzeuge haben dann meistens das Wort „Line“ im Namen und sind zumindest optisch oft schwer von den „echten“ Sportgeräten kaum unterscheidbar. Das ist auch bei Ford so.
Da gibt es unterhalb des überirdischen Focus RS auch den etwas volksnäheren ST – spürbar preisgünstiger und auch von der Performance her deutlich braver – aber dennoch sehr sportiv. Weil viele Ford-Anhänger vom Karosseriedesign des ST höchst angetan sind, haben die Kölner jetzt auch den Focus ST-Line auf den Markt gebracht. Dessen sportliche Optik wird mit den lebendigen 150 Benzin-PS des 1,5 Liter EcoBoost Motor garniert und derzeit zu einem sehr attraktiven Preis (Liste EUR 25.100,-) offeriert. Was der Ford Focus ST-Line auf der Straße zustande bringt, haben wir jetzt in einem Fahrfreude-Test erfahren.
Nächstes Jahr wird die neue Generation des Ford Focus präsentiert, was aber nicht heißt, dass der Focus schon zum alten Eisen gehört.
Rein optisch ist der Wagen noch überraschend jung geblieben, die ST-Anbauteile geben ihm noch zusätzlichen Pepp. Vor allem das knallige Rot, die schwarzen Alu-Felgen, sowie die völlige Absenz von Chrom erfüllen ihren Zweck. Das Auto wirkt überaus sportlich und jung geblieben. Auch innen ist alles eitel Wonne. Die Materialen stimmen, man sitzt gut, alles ist klapperfrei verschraubt und auch die Bedienung liegt auf Augenhöhe mit der ambitionierten Konkurrenz aus Wolfsburg. Hier wird Sprachsteuerung groß geschrieben – SYNC3 nennt das Ford und es funktioniert wirklich gut. Auch die Smartphone-Integration geht friktionsfrei über die Bühne. Wer möchte, unterhält sich mit SIRI über die Focus-Bordelektronik. Natürlich gibt’s da und dort noch Luft nach oben – die dürren Plastik-Türzuziehgriffe werden wir hoffentlich nicht mehr in der nächsten Generation wiederfinden – dennoch werden auch anspruchsvolle Leute mit dem Leben im Focus gut zurechtkommen.
Kommen wir zum Fahren. Mittlerweile hat sich ja herumgesprochen, dass Ford ausgezeichnete Fahrwerke baut. Das ist auch beim Ford Focus ST-Line nicht anders. Die Kombination aus gefühlsechter, direkt ausgelegter Lenkung und dem einfach perfekt abgeschmeckten Fahrwerk macht einfach Lust auf Kurven. Natürlich darf sich niemand über die eher krispe Federungsabstimmung wundern – schließlich fährt man ja auch ein Sportmodell – aber es ist Ford auch noch gut gelungen, den Komfort nicht ganz auszuklammern. Selbst rumpelige Autobahnkilometer steckt man mit dem Ford Focus ST-Line locker weg – ein Verdienst der feinen Sitze und eben dieser Fahrwerksabstimmung.
Auch der aufgeladene Fünfzehnhunderter spielt voll mit. Die Leistungscharakteristik passt zur sportlichen Optik, ohne natürlich den Biss des „echten“ ST oder gar RS zu bieten. Der Motor wurde mit einem Sechsganggetriebe kombiniert, bei dem die Schaltpunkte perfekt sitzen und welches sich auch angenehm kernig bedienen lässt. Ebenso eine tolle Nummer spielen die Bremsen, welche zumindest im Alltag nie schwächeln und perfekt dosierbar sind. Lediglich der Verbrauch hat uns nicht ganz so begeistert – einen Testdurchschnitt von gut 8,5 Litern Super haben wir bislang bei deutlich stärkeren Autos vermerkt. Aber vielleicht hat uns einfach der sportliche Ford zu deutlich dynamischerer Fahrweise als üblich verleitet.
Unser Fazit.
Wer sich den Ford Focus ST-Line leistet erhält ein tolles, sportlich anzusehendes und auch zu fahrendes Fahrzeug, welches sich am Zenit seines Schaffens befindet. Der Preis unseres üppig ausgestatteten Testwagens belief sich auf 32.600 Euro – eine faire Sache angesichts der gebotenen Leistungen.