Wenn sich der Vater vom Sohn das Auto leihen will, hat der sich wahrscheinlich kurz davor den neuen Ford Fiesta ST zugelegt. Es soll dadurch nicht der Eindruck erweckt werden, dass der Top-Fiesta ein Auto nur für tendenziell junge Menschen ist.
Aber nach zwei äußerst kurzweiligen Testwochen kamen wir zu dem Schluss, ja, dass der Fiesta ST tendenziell ein Auto für junge Menschen ist. Die Mischung aus relativ viel Power und hohem Fahrspaß für vergleichsweise wenig Geld zieht nun mal jene an, die noch am Anfang ihres Erwerbslebens stehen.
Während die etwas reiferen Semester SUV´s mit ähnlicher Leistung fahren, und dann feststellen, dass die 200 PS des Turbo-Dreizylinders im Fiesta ungleich kräftiger zubeißen als jene in ihrer Hochstand-Sänfte. Erst jetzt verstehen wir auch den Gedanken hinter dem programmierbaren MyKey-Schlüsselsystem. Die Begrenzung von Höchstgeschwindigkeit und Radiolautstärke dient nicht der Sicherheit, sondern der Abwehr der ständigen Anfragen von Mama und Papa. Wenn die wüssten, was der Fiesta ST alles kann.
Denn es ist eine ganze Menge. Die 200 PS des Ecoboosters haben wir schon erwähnt, dass jedes Pferd nur sechs Kilogramm zu bewegen hat, sei ebenfalls angeführt. 290 Newtonmeter schießen einem bei 1.600 Umdrehungen ins Kreuz, welches in bester Slimline-Manier in Recaro-Sportsitzen sehr guten Halt findet. In geradezu lächerlichen 6,5 Sekunden stürmt der Fiesta ST auf 100 km/h, die extrem knackige 6-Gang-Schaltung macht unverschämt viel Lust aufs selber schalten. Die Abgasanlage samt Klappensteuerung liefert den dazu passenden fast schon böse raunzenden Sound.
Das Fahrerlebnis von der dynamischen Sorte komplettieren das straffe Sportfahrwerk und das mechanische Sperrdifferential. Ersteres ist serienmäßig, Zweiteres Teil des Perfomance Paketes, welches auch über eine Launch Control verfügt. Rasch wird klar, wie der Hase hier läuft. Der Ford Fiesta ST ist ein Meister im Haken schlagen. Vor der Kurve kräftig in die Bremsen steigen, zweiter Gang, Ohren spitzen, Vollgas bis 6.000 Touren, dritter Gang, immer noch Ohren spitzen undsoweiter. Der ST liebt solche Szenarien, ist dafür geschaffen. Nässe macht das Ganze etwas kribbeliger und gerade deshalb noch unterhaltsamer.
Es muss an dieser Stelle nicht extra erwähnt werden, dass potentere Fahrzeuge hier das Nachsehen haben. So tief kannst du ein SUV gar nicht legen, als dass der Fiesta ST nicht Kreise um ihn fährt. Eh klar auf Kosten anderer Dinge. Der Fiesta ist unter den Kleinwagen ein eher Kleiner, Rückbank und Kofferraum sind knapp bemessen. Beim Fünftürer ist der Zustieg zumindest keine Hürde, wie wohl bei dem straffen Fahrwerk und den wirkenden G-Kräften eh selten mehr als zwei Personen an Bord sein werden.
Dem potentiellen Zielpublikum des Ford Fiesta ST wird das eh herzlich egal sein. Es sieht neben dem sportlichen Potential die EUR 31.364,88 für unseren Testwagen, sieht die Komplettausstattung bis hin zu Navi, B&O Sound, Leder/Stoff-Polsterung, 18 Zöller, rote Bremssättel und wohl auch das fein verarbeitete Interieur samt einiger kleiner ST-Hinweise und einer logischen Bedienung. Wenn dann noch die Eltern aufhören zu nerven, dann ist alles gut.
Was er kann:
Die Tradition der Pocket Rockets hoch halten.
Was er nicht kann:Alles was er nicht kann, will sein Besitzer eh nicht, dass er kann.
Ändern würden wir:
Wenn schon dann Dreitürer.
Extralob gibt es:
So ein cooler Sound bei einem 3-Zylinder. Irre.
Daten Ford Fiesta ST 1.5 EcoBoost
Motor: 3-Zylinder Turbo-Benziner
Leistung: 200 PS
Max. Drehmoment: 290 Nm bei 1600 U/min
Testverbrauch: 7,2 Liter
Vmax: 232 km/h
0 auf 100 km/h: 6,5 Sek
Preis ab EUR 27.900,00