Dieses Credo galt schon für den Prius der ersten Generation. Mittlerweile stehen wir bei Nummer vier und wieder geht Toyota in die Vollen.
Die Auswahl an Hybrid-Modellen ist seit Jahren überschaubar, einzig wirkliche Konstante ist der Prius. Auch wenn aktuell mit dem Hyundai Ioniq zum ersten Mal ein ernst zu nehmender Gegner das Spielfeld betritt, das Segment der Hybriden müßte schon längst Prius-Klasse heißen. Die Frage, welche sich Toyota vor Initiierung des neuen Modells stellen mußte war, wie angesichts einer wachsenden Zahl an Plug-in Modellen und höherer Akzeptanz von Elektroantrieben die Führungsrolle im Bereich der ökologischen Fahrzeuge zu halten ist.
Die Entscheidung fiel auf Angriff. Auf Extrovertiertheit. Auf ein klares Statement.
Viele Ökomobile sind als solches nicht erkennbar, fast so, als würden sie sich schämen. Dem Prius ist das völlig fremd, sein futuristisches und zerklüftetes Blechkleid schreit seine Bestimmung förmlich heraus. So ein Auto kaufst du dir nicht zufällig beim Vorbeigehen, oder weil du mit deinem Erbe gerade nichts anzufangen weißt. Nein, du willst eine Aussage machen, willst die Welt wissen lassen, dass du ein Hirn hast und bereit bist es zu benutzen um deinen Beitrag für eine bessere Umwelt leisten zu können.
Wie pathetisch. Vielleicht wollen wir damit auch nur die eine oder andere Kante wegreden. Was gar nichts bringen würde, denn im Interieur geht es in einem ähnlichen Stil weiter. Der kleine Wählhebel des CVT-Getriebes steckt in einer in weißem Kunststoff gehaltenen Mittelkonsole, dagegen wirken die weit vorne und mittig platzierten Digitalarmaturen schon beinahe alteingesessen. Darunter liegen ein 7“-Touchscreen und einige Bedienelemente. Summa sumarum entsteht auf diese Weise ein sehr großzügiges Raumgefühl. Dazu kommt eine routiniert-saubere Verarbeitung und, was vielleicht noch eher überrascht, das Handling ist in null komma nix erlernt.
Über all dem thront der Antrieb und die Gretchenfrage, ob Toyota ihm endlich sein aufheulendes Wesen ausgetrieben hat. Teilweise ja. Sagen wir so, sein Wesen ist geblieben, aber ein Wolf würde auch bei Vollgas Ruhe bewahren. Selbst wenn er im Auto säße. Auf der Rückbank zum Beispiel, da wäre Platz genug. Bemerkenswert ist auch, dass der Prius bei der Leistung einen Schritt zurück getreten ist. Der Wunsch nach mehr kommt aber de facto überhaupt nie auf. Die neue Systemleistung von 122 PS resultiert aus der Kombination eines 1,8-Liter-Benzinmotors mit 98 PS und einem 72 PS starken Elektromotor. Alleine der E-Antrieb liefert 163 Newtonmeter aus dem Stand heraus, wo soll da Mangel an irgendwas herrschen.
Mangel an Geräuschen vielleicht. Typisch Prius erfolgt die Abfahrt stets rein elektrisch, je nach gewähltem Modus und Bleifuß schaltet sich der Benziner früher oder später dazu. Holt man das Maximum aus sich und dem Antrieb heraus, fährt man nach 10,6 Sekunden 100 km/h schnell und, wenn es sein muss, maximal 180 km/h. Neuerdings ist der Prius auch einer flotten Kurve nicht abgeneigt, seinem Naturell entspricht aber eher das komfortorientierte Gleiten. Das wirklich faszinierende, der Verbrauch ist immer super. Egal wie bunt man es treibt, ein 4er-Schnitt ist ohne jedweden Verzicht locker drin.
Das tut dem grünen Gewissen gleichermaßen gut wie dem Börserl. Was gut ist, denn EUR 35.460,00 wären für unseren Testwagen zu überweisen. Auf der Habenseite stehen dafür Goodies wie MultiMedia-System, Navi, Head-up-Display, Bi-LED-Scheinwerfer oder das Toyota Safety-Sense-Assistentenpaket. Wie gesagt, dem Mutigen gehört die Welt.
Was er kann:
Sehr sparsam sein.
Was er nicht kann:
Allzuviel Gepäck aufnehmen.
Überrascht hat uns:
Die Fußfeststellbremse.
Ändern würden wir:
Die weiße Mittelkonsole. Eh schick, aber wer putzt das Ding?
Daten Toyota Prius
Motor: 4-Zylinder Benzin+Elektromotor
Hubraum: 1.798 ccm
Systemleistung: 122 PS
Max. Drehmoment: 163 Nm bzw. 142 Nm bei 3600 U/min
Testverbrauch: 4,9 Liter
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 10,6 Sek.
Preis ab EUR 31.140,00