Ob der Can-Am Spyder ein Quad mit einem Rad zu wenig oder eine Maschine mit einem Rad zu viel ist wissen wir auch nicht. Fix ist: Das Teil macht Spaß.
Wir dachten ja, wir sind alles schon gefahren, haben alles schon gesehen. War etwas noch nicht dabei, dann nur, weil es entweder zu exotisch, exzentrisch oder langweilig war. Gut, von den ersten beiden Punkten können und wollen wir den Can-Am mit Sicherheit nicht freisprechen. Sagen wir so, es ist als Lenker auf adrette Kleidung zu achten, weil man steht quasi unter ständiger Beobachtung.
Das darf man niemandem übel nehmen. Roller mit zwei Rädern vorne sind ja schon eine eigene Spezies, der Can-Am ist da aber nochmal eine ganz andere Nummer. Eher Richtung massives Quad mit schlankem Abgang. Gemeinsam haben die Beiden trotzdem etwas, denn auch der Can-Am ist mit „B“-Schein zu fahren. Ab da wird es richtig spannend, weil näher an das Fahrerlebnis einer Maschine wird man als Autolenker ohne Führerschein Klasse A nicht kommen.
Etwas Respekt vor der ersten Ausfahrt scheint demnach angebracht. Satte 115 PS aus einem Rotax-Dreizylinder treffen auf gerade einmal 464 Kilogramm Leergewicht, da ist Raum für allerlei Faxen. Um derlei auskosten zu können braucht es eine kurze, aber intensive Gewöhnung an das Fahrgefühl. Der Can-Am verlangt nach kräftigem Lenkeinschlag inklusive Oberkörperbewegung, was vor allem in engen Kurven ganz von selber ein behutsames Herantasten an die Fahrdynamik mit sich bringt.
Letztlich ist es eher eine Gemütsfrage wieviel Schabernack man mit dem Spyder treibt. Der Antritt ist natürlich famos, via 6-Gang Halbautomatik schaltet man sich zügig nach oben und ist, ehe man sich versieht, schneller als die Polizei erlaubt. Dabei wäre der Benziner gar nicht einmal so leise, auch die Schaltung verhehlt ihre Mechanik nicht. Das ist aber weniger störend als vielmehr stimmige Begleitmusik, Spaß war noch nie leise, nur so zur Info an die E-Mobilität.
Trotzdem haben zumindest wir den Komfort des Spyder noch mehr genossen. Unser getestetes Top-Modell „Seat to Sky“ versteht sich als „Ultimatives Touring-Fahrzeug der Luxusklasse für zwei“. Steht im Produktblatt und wir können das unterschreiben.
Doppelter Dreieckslenker und SACHS-Stoßdämpfer sorgen für viel Komfort, für Sicherheit sorgen unter anderem ABS, Stabilitätskontrolle und Berganfahrassistent.
Greif- und spürbarer sind freilich die adaptiven Schaumstoffsitze mit Heizfunktion und beheizte Griffe. Sie geben eine Richtung vor, der verstellbare seitliche Windabweiser, verstellbares Windschild, integrierter Hartschalenkoffer, Premium Sound System und vieles mehr bereitwillig folgen. Zum Wohlfühlen trägt aber auch die kinderleichte Bedienung bei. Neben diversen Tasten für Blinker, Fernlicht&Co. überzeugt vor allem der zentral liegende 10,25“ Touchscreen mit Apple Car Play und Darstellungsfreude.
Ergibt unterm Strich eine so spannende wie sehr unterhaltsame Alternative zu klassischen Maschinen und PKW´s. Eine die man sich freilich auch leisten können muss, konkret 44.199,00 EUR für den Can-Am Spyder „Sea to Sky“.
Echt lässig:
Biken mit B-Schein.
Echt stressig:
Die Vignette nicht zu vergessen.
Echt fett:
Das an alles gedacht wurde. Auch an einen Rückwärtsgang.
Echt schade:
Dass nicht alle Biker retour grüßen.
Daten Can-Am Spyder „Seat to Sky“
Motor: 3-Zylinder Benziner
Leistung: 115 PS
Max. Drehmoment: 130 Nm / 5000 U.
Testverbrauch: 7,2 Liter
Vmax: k. A.
0 auf 100 km/h: k. A.
Preis ab EUR 44.199,00