Nicht unbedingt jene Kernkompetenzen, welche man spontan mit dem neuen BMW X6 assoziieren würde. Es sei denn, man sitzt hinterm Steuer. Was die Spezies der SUV-Coupés im Allgemeinen, und den BMW X6 als erstes ihrer Art im Speziellen, betrifft, gibt es keine zwei Meinungen. Entweder man liebt diese vor dem BMW X6 im Test nicht für möglich gehaltene Verschmelzung, oder man hasst sie.
Zu meist hängt das von der individuellen Einstellung und dem Wissen, was hinter dem Riesending steckt, ab. Oft reicht schon die verstellte Sicht auf eine Ampel um dem ganzen Haufen quasi den automobilen Tod zu wünschen.
Das verstehen wir. Ein wenig. Der X6 liefert natürlich eine große Angriffsfläche, er war ja schon 2008 ein Trumm von Auto. Der Neue wirkt gegenüber seinem Vorgänger nochmals martialischer, hat an Länge und Breite zugelegt. Ohne etwas an der Tatsache zu ändern, dass jeder durchschnittliche Kombi über mehr Ladevolumen verfügt. Sein Leergewicht beträgt weit über zwei Tonnen und, der größte Skandal überhaupt, er schlürft vorzugsweise Diesel.
Dazu nur ein Wert: 8,8 Liter Euro6d-Diesel auf 100 Kilometer. Das war es, was unser getesteter xDrive 30d im Schnitt konsumierte. Das können viele Kompakt-SUV´s mit ihren Turbobenzinern auch nicht besser. Und die haben weder 265 PS, noch 620 Newtonmeter an maximalem Drehmoment, (meistens) noch Allrad, noch eine geniale 8-Gang-Automatik. Das optionale Sportpaket legt noch M-Sportabgasanlage, M-Sportbremse, Aerodynamikpaket und Luftfederung drauf. Der BMW X6 liefert eine gleichermaßen beeindruckende wie gediegene Fahrperformance, von welcher der Großteil der Welt gar nicht weiß, dass sie möglich ist.
Und das ist der Punkt, im X6 ist der BMW ganz ein anderer als er von außen wahrgenommen wird. Ihm haftet ja stets das Machohafte an, das Rüpelhafte und Kompensierende. Ungläubig blicken viele, wenn der X6 auf den Vorrang verzichtet oder freiwillig die rechte Spur räumt. Zugegeben, alleine die Front mit der riesigen und hinterleuchteten „Iconic Glow“-Niere öffnet Klischees und Schubladen Tür und Tor. Doch eingehüllt in einer Welt aus Leder, Glasapplikationen, Massagesitzen, Panorama Dach und temperierten Getränkehaltern hast du mit Vorurteilen wenig bis gar nichts am Hut.
Eh klar kann der BMW X6 im Test auch anders. Mittels Luftfederung lässt sich der Komfort ins Abseits stellen, die Integral-Aktivlenkung lässt den großen Bayern glatt eine Klasse kleiner wirken. In 6,5 Sekunden stürmt der 3.0 Liter Diesel-Bulle auf 100 km/h, frisst den Großteil der Kurven zum Frühstück. Die direkte Lenkung und die bissigen Bremsen sind ein Quell der Freude, der intelligente Allrad und eine ganze Armada an Assistenzsystemen einer der Sicherheit. Derartige Anflüge blieben zumindest bei uns aber die Ausnahme. Einmal gesehen, einmal erlebt, und passt.
Wichtig ist noch zu wissen, dass es für ein vollständiges BMW X6-Gefühl den mutigen Griff zu Extras braucht. Viele sind in Paketen enthalten, unverzichtbares wie Laserlicht, Head-up Display, das Gros der Assistenzsysteme oder etwas Sport-Trimm zum Beispiel. Zusätzlich locken noch famose Einzelposten in Sachen Sound und Wohlfühlsein. Am Ende stehen dann mitunter EUR 129.763,00. Viel Geld für sehr viel Auto.
Was er kann:
Zumeist über den Dingen stehen.
Was er nicht kann:
Alles eine Frage der Extras.
Ändern würden wir:
Über den M50d zumindest nachdenken.
Extralob gibt es:
Die „Iconic Glow“-Niere. Vielleicht präpotent, aber so nice.
Daten BMW X6 xDrive 30d
Motor: 6-Zylinder BiTurbo-Diesel
Leistung: 265 PS
Max. Drehmoment: 620 Nm bei 2000 U/min
Testverbrauch: 8,8 Liter
Vmax: 230 km/h
0 auf 100 km/h: 6,5 Sek
Preis ab EUR 84.250,00