Seit dem BMW X7 ist der X5 nicht mehr das stattlichste SUV im Hause BMW. Ob das an seinem Ego kratzt und warum der Neue trotzdem der Größte ist klärt unser Test.
Man muss sich das ja einmal vorstellen. Seit 20 Jahren vereinnahmst du jeden Schauraum für dich, wirfst deinen Schatten auf das ganze BMW-Sortiment. Und dann, gefühlt wie aus dem Nichts, steht dir ein großer Bruder in der Sonne. Wie reagiert man auf so etwas? Mit Wachstum, einer digitalen Offensive, modernsten Assistenzsystemen und, wenn es auch komisch klingen mag, Leichtfüßigkeit.
Letztere ist vor allem über das optionale M-Sportpaket erreichbar. Neben ein paar schönen optischen Details mit noch schöneren Namen wie Leder Vernasca und Interieurleisten Tetragon bietet es überwiegend etwas für Dynamik-Feinspitze. Aerodynamikpaket, Steptronic Sport Getriebe und das adaptive M-Fahrwerk vollbringen gemeinsam mit den optionalen 22″ M-Patschen und der Integral-Aktivlenkung wahre Wunder.
Tüpfelchen auf dem i – die Sportabgasanlage, die für bescheidene EUR 430,00 für grummelnden, aber nie aufdringlichen Sound sorgt. Man kann es natürlich affig finden, sich zuerst so ein Trumm von Auto zu kaufen um es dann quasi zu dynamisieren. Aber ein BMW ist halt ein BMW. Punkt. Was die übrigen Extras betrifft, wollen wir an dieser Stelle die Stimmung nicht mit schnöden Zahlen vermiesen. Sagen wir so, die Aufpreisliste unseres Test-X5 hatte den Gegenwert eines netten Zweitwagens aus feinem Hause.
Aber, ganz ehrlich, die recht sinnvoll geschnürten Pakete sind eine Kreuzerl-Sünde wert. Und wer bitte will schon auf Laser-Licht, Glasapplikationen, Display Key, Night Vision, Zweiachs-Luftfederung oder Head-up Display verzichten? Eben. Das Interieur strotzt folglich vor Premium auf allen Ebenen. Die gewohnt grandiose Verarbeitung wird dabei nur noch von der sowas von logischen Bedienung übertroffen.
BMW gibt hier die Richtung vor. Man regelt via Touchscreen, iDrive Controller oder Sprach- und Gestensteuerung, was vielleicht als Überangebot wahrgenommen wird. Ist es nicht, weil sich die vielschichtigen Möglichkeiten sehr gut ergänzen. Intelligente Details wie die analoge Klimasteuerung oder das hochtalentierte Head-up Display runden das Ganze ab. Besser geht es nicht, von uns aus kann das die nächsten Jahre so bleiben.
Auch der Motor ist quasi kein Fall für kommende Facelifts. Der sogenannte “Basis”-Diesel ist ein 265 PS starkes V6 Bi-Turbo-Triebwerk, gemeinsam mit der Wucht von 620 Newtonmetern sind bärige Fahrleistungen und satter Durchzug eine Selbstverständlichkeit. Dass der 30d über Allrad verfügt, die Steptronic fehlerlos arbeitet und auch Vollbesetzung samt Gepäck dem Motor nichts an Schneidigkeit nimmt, muss hier nicht extra erwähnt werden.
Haben wir was vergessen? A ja, das Design. BMW spricht hier von einer neuen Formensprache, wir wollen “im Detail” hinzufügen. Man erkennt das neue Modell schon, an der großen und einteilig eingefassten Niere oder den dreidimensionalen Heckleuchten zum Beispiel. Insgesamt herrscht hier mehr Zurückhaltung als beim Rest vom Auto, eine gute Entscheidung wie wir finden. Wer ist jetzt in Summe der größte BMW? Der X5 ist der größte BMW, jetzt merkt´s auch des einmal.
Was er kann: Mit dem Rückfahrassistenten 80 Meter selbstständig rückwärtsfahren.
Was er nicht kann: Fliegen.
Ändern würden wir: Eventuell die Garageneinfahrt. Breite +66 mm, Höhe +19mm, Länge +36mm.
Extralob gibt es: Das multifunktionale Head-up Display ist ein Gewinn auf vielen Ebenen.
Daten BMW X5 xDrive 30d
Motor: 6-Zylinder Bi-Turbodiesel
Leistung: 265 PS
Max. Drehmoment: 620 Nm bei 2000 U/min
Testverbrauch: 8,7 Liter
Vmax: 230 km/h
0 auf 100 km/h: 6,5 Sek
Preis ab EUR 75.800,00