BMW macht aktuell mit Coupés und Elektromodellen den Markt und seine eigenen Schauräume unsicher. Mittendrin statt nur dabei: Der neue X3.
Stellen sie sich vor, es gibt sie doch, diese eine reiche Tante aus Übersee, die ihnen so um die 70.000,00 EUR vererbt. Alles notariell beglaubigt, mit dem Zusatz, dass sie die Summe in einen BMW investieren müssen. Okay, der Zusatz ist umsonst, niemand muss sich einen BMW kaufen, sondern jeder will. Und da stehen sie dann im BMW-Schauraum, umringt von potenten 3ern, mächtigen X5, eleganten Gran Coupés und den neuesten Elektromodellen.
Allerdings sind sie ein Mensch, der gerne alles in einem vereint hätte. Typische BMW-Tugenden wie Dynamik und feine Verarbeitung zum Beispiel, zu hart sollte das Ganze aber auch nicht sein, Platz für die Familie oder Sportgeräte wäre fein. Erst jetzt fällt der Blick auf den neu designten X3, erscheint die Entscheidung nur logisch. Allerdings ist sie nur eine von Vielen. Der BMW X3 offeriert eine fast schon niederschlagende Liste an Extras und Optionen. Als wäre das nicht genug, lässt er auch bei den Antrieben nichts aus. Plug-in-Hybrid, Elektro, Benziner, Diesel.
Wir fuhren, wenn man das so sagen darf, den Dinosaurier unter den Motoren, konkret den 2.0 Diesel. Der X3 xDrive 2.0d ist, wenn wir im Jurasssic Park bleiben, so etwas wie ein übergewichtiger Raptor. Schnell, aber nicht der Schnellste. Recht gut in der Kurve, im Hacken schlagen sind seine schlanken Geschwister aber besser. Definitiv aber ein stattlicher Bursche, der in der Nahrungskette weit oben steht. 190 PS, 400 Newtonmeter maximales Drehmoment und zusätzliche mild-hybride Unterstützung sorgen für hervorragende Fahrleistungen bei wenig Hunger. Verzeihung, Durst.
Die Kunst das Sportliche an per se unsportlichen Autos zu betonen hat BMW perfektioniert. Freilich auch unter kräftiger Mithilfe manch aktiver und passiver Zutaten. Das adaptive Fahrwerk, die M-Sportbremse oder das 8-Gang-Steptronic Sport Getriebe sind die Aktiva, während anderes wie M Lederlenkrad, M Dachhimmel oder M Interieurleisten für die Abenteuer im Kopf zuständig ist. Alles zusammen freilich ergibt ein unantastbar ausgereiftes und vielseitiges Fahrerlebnis.
„Ausgereift“ gilt auch für das Interieur des X3. Es gilt dies zu betonen, weil ja doch zumeist über die neu gestaltete Front mit ihrem vergrößerten Kühlergrill und der markanten Niere geredet wird. Dabei wird gern das behagliche Raumgefühl oder der große und variable Kofferraum übersehen. Oder das aufgewertete und sehr gut verarbeitete Interieur, der zur Perfektion ausgereifte iDrive Controller, die gelungene Sprachsteuerung, die einladenden Ledersportsitze.
Spätestens an dem Punkt kommt der Verdacht auf, dass es knapp werden könnte mit dem Erbe. Zumal wir ja noch gar nicht über Infotainment, Technik und Komfort geredet haben. Tatsache ist, Pakete wie „Business Plus“ oder „Innovation“ sind fast ein Muss, Einzelposten wie Laserlicht, Sportsitze oder Panorama-Glasdach die Draufgabe. Unser Testwagen hatte beides im Überfluss, was seinen Preis von 91.986,00 EUR recht plausibel macht. Vielleicht gibt es noch einen Onkel.
Echt lässig:
Kein Weg zu weit. Keine Aufgabe zu schwer.
Echt stressig:
Dass alle wissen, dass kein Weg zu weit und keine Aufgabe zu schwer ist.
Echt fett:
Wirkte einst der X3. Heute nicht mehr.
Echt jetzt:
Wie schnell sich die Preisspirale dreht.
Daten BMW X3 xDrive 20d
Motor: 4-Zylinder Bi-Turbodiesel
Leistung: 190 PS
Max. Drehmoment: 400 Nm / 1750 U.
Testverbrauch: 6,6 Liter
Vmax: 213 km/h
0 auf 100 km/h: 7,9 Sek
Preis ab EUR 59.039,00