Wenn nach einer Woche die dynamischen Grenzen des Testwagens nicht einmal im Ansatz am Horizont auftauchen, muss es sich wohl um ein BMW M-Modell handeln.
Stets lautet der Auftrag, jeden Testwagen auf Herz und Nieren zu überprüfen. Was kann er gut, was kann er weniger gut, welche Ansprüche hat er und was will uns der Hersteller mit diesem Modell überhaupt sagen. Das ist oft gar nicht so einfach. Das mag an der Vielseitigkeit manch Probanden liegen, bei E-Modellen sind es oft auch die variablen Ladeleistungen, die eine ganzheitliche Beurteilung erschweren.
Ein ähnliches Problem aus einer freilich ganz anderen Richtung hatten wir mit dem BMW M3 Competition Touring. Wir haben während der Testwoche fleißig Daten und Fakten gesammelt, waren viel unterwegs und wurden eins mit dem Bayern. Weshalb wir berichten können, dass er für einen Skiurlaub perfekt geeignet ist. Klassischer Kombi quasi, mit 500 bis 1.510 Liter fassendem Kofferraum, Rückbank 40:20:40 teilbar, feine Platzverhältnisse für die Passagiere.
Auch haben wir alles Wissenswerte über das Interieur zusammen getragen. Dass trotz aller sportlichen Features wie die beiden roten M-Knöpfe, die M Sportsitze, die matten Dark Graphite-Details oder das M Lederlenkrad mit unten abgeflachten Lenkradkranz und roter Markierung in der Zwölf-Uhr-Position Premiumfeeling regiert. Das hochauflösende und dem Fahrer zugeneigte Curved Display der jüngsten Generation ist sowohl technisch als auch optisch ein Genuss und via Touch-Funktion und flexibler Sprachsteuerung fein zu bedienen.
Zudem lässt sich einiges über die Optik berichten. Unsere Bilder sprechen zwar eh Bände, so ganz können sie die massive Präsenz aber nicht einfangen. Wobei von vorne der Unterschied zu jedem sowieso schon sportlich gezeichneten 3er Touring gar nicht so riesig ist. Beim M3 Touring übernehmen rahmenlose Niere samt schwarz glänzenden Doppellamellen, schwarze Spiegelkappen und M Shadow Line das Drama. Das Heck mit seinen vier Trompeten aus Jericho wirkt weitaus martialischer.
Zurückhaltung wäre hier auch fehl am Platz, die Optik muss ja schließlich zum Sound passen. Der TwinTurbo Reihensechszylinder wurde um 20 PS stärker, 530 Pferde und 650 Newtonmeter blubbern, bollern und schreien, dass es eine Freude ist. Manch E-Vertreter mag schneller sein, rechnet man Emotionen und Eindrücke hinzu, lässt der M3 Competition Touring aber alle links liegen. Lieber in 3,6 orgiastischen Sekunden von 0 auf 100 km/h, als in seelenlosen zweikommairgendwas. Die pure Kraft samt knochentrockener 8-Gang M Steptronic sorgt für viele Freudentränen.
Die Frage, die am Ende übrig bleibt und die wir nur rudimentär beantworten können ist jene nach der Querdynamik. Da müssen wir passen. Wir haben es echt probiert, haben das adaptive M-Fahrwerk auf scharf gestellt, den xDrive-Allradantrieb auf „Sport“, via M Traction Control die Schlupfregelung angepasst und via M Dynamic Mode die Assistenzsysteme um Zurückhaltung gebeten. Geholfen hat alles nichts, der M3 zog seelenruhig seine Spur, kein Schwenker, kein Aufreger. Nichts. Grenzbereich? Nur davon gehört, angeblich gibt es einen, wegen der Physik und so.
Eine Sache ist uns aber noch bekannt – der Preis. Der BMW M3 Competition Touring startet bei 130.479,00 EUR. Da wird für manche Wissen zum (finanziellen) Schmerz.
Echt lässig:
Alles.
Echt stressig:
Falls am Konto zufällig 130.000,00 EUR liegen – Nichts.
Echt fett:
Die kleine Welt der Supersportkombis.
Echt schade:
Ist es um die im Alltag brachliegenden Kernkompetenzen.
Daten BMW M3 Competition Touring xDrive
Motor: Reihensechszylinder Bi-Turbobenziner
Leistung: 530 PS
Max. Drehmoment: 650 Nm / 2750 U.
Testverbrauch: 10,9 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 3,6 Sek
Preis ab EUR 130.479,00