Für Alfa Romeo reicht es aus Tradition und eigenem Anspruch heraus nicht, einfach nur ein gutes SUV zu bauen. Genau aus dem Grund gibt es den Tonale PHEV
Oft schon haben wir sinniert über Marken und ihre Historie, über ihre Traditionen und den Erwartungen und Ansprüchen, die sie gegenüber ihren Kunden erfüllen müssen. Eigentlich eine schöne Sache, kann es auch zu einer Bürde werden. Während chinesische Newcomer frei von der Leber losdesignen können (um dann erst recht übersehen zu werden), gelten für altehrwürdige Marken unverrückbare Vorgaben. Die da bei Alfa Romeo wären: Sport. Dynamik. Emotionen.
So weit so die leichteste Übung für die Italiener. Was mit dem Stelvio auf ziemlich lässige Art und Weise begonnen hat, setzt sich mit dem Tonale fort. Sein einziges, sagen wir mal Problem, ist der neue und noch schärfer gezeichnete Junior. Sieht man aber eh noch selten, von dem her gehört die Bühne ganz alleine dem Tonale, seiner selbstbewussten Front mit ihren grimmig schauenden LED´s, den 19“ Felgen in Diamantoptik und den dahinter lauernden roten Brembo Bremssätteln.
Dank der „Rosso Alfa“-Lackierung kommen auch die getönten Scheiben und die in grauem Anthrazit gehaltenen Anbauteile des „Body-Kit“ zur Geltung. Ist alles in der Top-Ausstattung „Veloce“ genauso serienmäßig wie Matrix-LED, Sportpedale und Einstiegsleisten aus Aluminium und riesige Schaltwippen. Aber auch klimatisierte Ledersitze, ein beheizbares Lenkrad, Keyless, induktives Handyladen, Standheizung und einige Komfortfeatures mehr. Das gehört auch in einem Alfa zum guten Ton.
Der sportliche Gedanke bleibt davon aber eh unberührt. Zu gern umgreift man das Sport-Lederlenkrad, zu sportlich ist die Sitzposition, zu cool ist die klassische Höhle, in der sich die vielfach verstellbaren digitalen Anzeigen präsentieren. Hier läuft der Tonale zur Höchstform auf, lässt das vermeintlich schnöde SUV hinter sich. Dass er unabhängig davon über viel Platz für Passagiere, eine tolle Verarbeitung und gut gewählte Materiealien verfügt, nimmt man als Bonus gern dazu.
So wie den E-Antrieb des Plug-in-Hybriden. Die alternativ angebotenen Benziner und Diesel sind ja keine Ausgeburt der Kraft, der PHEV mit einer Systemleistung von 280 PS dafür umso mehr. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in 6,2 Sekunden erledigt, generell steht jederzeit mehr als genug Kraft zur Verfügung, was auch dem feinen Zusammenspiel der Motoren zu verdanken ist. Weniger sportlich: Der eher dezente Sound und die auch im Sport-Modus eher sanft agierende 6-Gang Automatik. Das passt schon, weil Alfa hin Alfa her, der Tonale ist trotzdem ein SUV für den Alltag. Sprich, man freut sich über Leistung, Allrad, stattliches Kurvenpotential und eine adaptive Dämpfung, die auch im Dynamik-Modus nicht über die Stränge schlägt. Schade ist, um beim Alltag zu bleiben, die mit maximal 7,4 kWh etwas maue Ladeleistung. Da bleiben zumindest auf längeren Strecken die maximalen 61 rein elektrischen WLTP-Kilometer ein one-hit wonder.
Sonst noch was zum Nörgeln? Wir hatten schon besseren DAB+-Empfang. Sie merken, wir jammern auf hohem Niveau. Dass mag der Preis von 58.500,00 EUR für den Alfa Romeo Tonale PHEV Veloce für manche auch sein. Tipp: Mit dem 160 PS Benziner in der Version „Sprint“ startet der schöne Tonale bei 43.800,00 EUR.
Echt lässig:
Alfa Romeo.
Echt stressig:
Falls beim Kauf übersehen – der etwas kleine Kofferraum.
Echt fett:
Die Komplettausstattung im „Veloce“.
Echt schade:
Dass er in Relation nicht so schnell ladet wie er fährt.
Daten Alfa Romeo Tonale PHEV Veloce
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner/E-Motor
Systemleistung: 280 PS
Max. Drehmoment: 520 Nm
Testverbrauch: ca. 6,7 Liter
Vmax: 206 km/h
0 auf 100 km/h: 6,2 Sek
Preis ab EUR 58.500,00