SUV´s werden oft als designtechnischer Einheitsbrei deklariert. Wenn dem so ist, ist der Alfa Romeo Stelvio die regelbestätigende Ausnahme.
Alfa Romeo als Ausgeburt der Verlässlichkeit zu bezeichnen wäre vielleicht etwas zu viel des Guten. Bezieht man derart Aussage aber rein auf das Design, ist das ein 100%iger Treffer. Es gibt de facto keinen Alfa Romeo, der zu seiner Zeit und oft weit darüber hinaus nicht ein echter Hingucker war. Dabei haben die Italiener es geschafft, diese Tradition in das Zeitalter der SUV´s hinüber zu retten.
Dem Stelvio gebührt diese Ehre und damit das auch so bleibt wurde er jüngst einem Facelift unterzogen. Kann man schon mal machen, notwendig wäre es wohl nicht gewesen. Dem Design vom Stelvio alt wohnt mehr Charakter inne, als allen neuen gesichtslosen E-SUV´s zusammen. Sei´s drum, etwas Feinschliff hat noch nie geschadet, und die neue LED-Lichtsignatur im Stil des Tonale samt Neugestaltung der Lufteinlässe sieht dann auch recht stimmig aus.
Wenn man so will unterstreichen die Neuerungen den zeitlos-dynamischen Touch des Stelvio. Klingt vielleicht zu sehr nach Werbesprech, was aber nur daran liegt, dass unser „Veloce“-Testwagen einfach so unverschämt gut aussieht. Grau, Verzeihung, „Grigio Vesuvio“-Metallic, schwarz glänzende Details, Unterfahrschutz und optionale 21 Zöller samt roten Bremssätteln zaubern Passanten ein Lächeln ins Gesicht. Den Rest an visueller Dramatik übernimmt der knackige Hintern. Da könnte einem glatt entgehen, dass der Stelvio auch grundvernünftig sein kann. Er verfügt über großzügige Platzverhältnisse in beiden Sitzreihen. Zudem ist der Kofferraum geräumig und flexibel, nach Umlegen der Fondlehnen schluckt das Heck 1.600 Liter. Kurzum, der Stelvio ist erste Adresse für dynamisch affine Menschen, die familiär oder bei ihrer Freizeitausübung an diverse Sportgeräte gebunden sind.
Der Alfa erkauft sich seine Sportlichkeit auch nicht mit übertriebener Härte. Ein gutes Maß an Restkomfort wurde bewahrt, freilich immer mit einem Blick auf Agilität und hoher Kurvenkompetenz. Der Stelvio liegt satt und sicher auf der Straße, dank Allrad und mechanischem Sperrdifferential ist Traktion nichts, über was man reden muss. Ist immer reichlich vorhanden.
Leistung und Newtonmeter auch. 280 PS und 400 Newtonmeter wirft der Alfa in die Waagschale, kompetent verwaltet von der souveränen 8-Gang-Automatik. Der Antrieb macht mächtig Laune, begeistert mit lässigen Fahrleistungen, starkem Durchzug und durchaus vorhandener Drehfreude. Dabei hätte er sich freilich etwas mehr akustische Präsenz verdient, hätte dem Gesamtkunstwerk Stelvio sicher gut gepasst.
Wenn wir bis dato noch nichts zu Infotainment und Interieur gesagt haben, dann ist das kein Zufall. Bis auf die neuen digitalen Anzeigen gibt es nämlich nicht viel. Gut aufgeräumt alles, rasch erlernte Bedienung, in Summe sieht man dem Stelvio an dem Punkt am ehesten noch sein Alter an, Stichwort 8,8“ kleiner Touchscreen. Alfisti und solche die welche werden wollen wird das nicht weiter stören, die 80.600,00 EUR für den Stelvio 20. 16V 280 AT8 Veloce hoffentlich auch nicht.
Echt lässig:
Na was wohl! Die ebene Ladefläche? Oder doch sein Look?
Echt stressig:
In Wirklichkeit nichts. Der Verbrauch war in dem Ausmaß zu erwarten.
Echt fett:
Dass wir ihm den Sportler auch mit Basis-Diesel abkaufen würden.
Echt schade:
Dass sich nicht mehr Menschen zugreifen trauen.
Daten Alfa Romeo Stelvio 2.0 16V 280 AT8 Q4
Motor: 4-Zylinder Turbobenziner
Leistung: 280 PS
Max. Drehmoment: 400 Nm / 2250 U.
Testverbrauch: 9,4 Liter
Vmax: 230 km/h
0 auf 100 km/h: 5,7 Sek
Preis ab EUR 80.600,00