Famos gezeichnete Sportlimousine mit drehfreudigem Diesel und ausgeprägtem Hang zur Dynamik – Herz was willst du mehr.
Glaubt man den Verkaufszahlen, dann wollen österreichische Herzen eher das komplette Gegenteil. Langweilig gezeichnetes SUV mit sparfreudigem Benzin-Elektrokonstrukt und wenn es sein soll höchstens dynamischer Ausstattungslinie. Klassische Kopfentscheidung würden wir meinen, die seit jeher der natürliche Feind aller Alfa Romeo´s, seit längerem der Feind aller Limousinen und seit kurzem auch der Feind des Diesels ist.
All jenen, die sich jetzt ertappt fühlen sei gesagt, ihr wisst nicht was ihr verpasst. Dafür würde es womöglich diesen Bericht gar nicht brauchen, denn Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte. Auf denen sehen wir eine Giulia Tributo Italiano, wenn man den etwas jenseitigen Quadrifoglio außen vor lässt quasi die zivile Top-Ausstattung. Gewandet in klassischem Rosso Alfa, garniert mit schwarzem Dach und 19“ Tributo-Felgen mit dahinter schlummernden roten Bremssätteln eine Augenweide der allerersten Güte.
Damit stellt der Alfa objektiv wie subjektiv seine Mitstreiter in den Schatten, aber das kennt man ja von eh jedem Segment, in dem die Italiener vertreten sind. Seit dem letzten Facelift und den jetzt in allen Varianten serienmäßigen Matrix-LED-Lichtern taucht die Giulia noch einen Hauch markanter im Rückspiegel auf. Erneuert wurden auch die digitalen Anzeigen und Freunde der Technik finden im neuen Bremssystem ihr zuhause. In Summe eine dezente Überarbeitung, aber das passt schon so.
Freilich ist die deutsche Konkurrenz in manchen Punkten weiter, wobei wir die großen Widescreens weniger vermisst haben als ein Head-up Display. Zu dem heißt kleiner Screen auch viele Tasten und klassische Drehregler, sprich, etwas altbackener Look, aber traumwandlerisch sicher und einfach zu bedienen. Auch überzeugen die gewählten Materialien und die Verarbeitung, man drückt und dreht gerne, während man auf, Verzeihung, in Sport-Ledersitzen mit roten Nähten und eingenähtem „Tributo Italiano“-Logo sitzt.
Ein kleiner aber feiner Unterschied, denn das sportliche Versprechen des Designs löst die Giulia mit Bravour ein. Der stärkere der beiden Diesel leistet 210 PS, 470 Newtonmeter bei 1.750 Umdrehungen und die feine 8-Gang-Automatik komplettieren das Leistungstriumvirat. Kraft im Überfluss gibt es in allen Lebenslagen, dezenten Dieselsound ebenso. Ganz wie in alten Zeiten ist die finale Krönung die Kombination aus formidablen Fahrleistungen und lächerlich geringem Verbrauch. Zahlen dazu: 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 6,2 Liter auf 100 Kilometer.
Eine Sportlimousine muss aber mehr können. Und das tut die Giulia auch. Via Active Suspension (aktives Fahrwerk mit elektronischer Fahrwerksregelung) feiert man querdynamische Feste wie sie fallen. Allrad, mechanisches Sperrdifferential, bissige Bremsen und zielgenaue Lenkung erfüllen alle hohen Erwartungen. Das tun die Platzverhältnisse und der Kofferraum mit seiner Größe und Variabilität auch, bei so viel Emotion freilich eher ein Detail am Rande. Und der Preis? 69.500,00 EUR für die Giulia Tributo Italiano 2,2 210 AT8 Q4 hätte Alfa gern. Passt so.
Echt lässig:
Alte Werte neu aufgelegt.
Echt stressig:
Solang sie kein Bike verstauen wollen nichts.
Echt fett:
Die Anzahl der Blicke. Und das alle wertschätzend waren. Ganz sicher.
Echt schade:
Dass es nie einen Kombi gab und geben wird.
Daten Alfa Romeo Giulia 2.2 16V 210 AT8 Q4
Motor: 4-Zylinder Turbodiesel
Leistung: 210 PS
Max. Drehmoment: 470 Nm / 1750 U.
Testverbrauch: 6,2 Liter
Vmax: 235 km/h
0 auf 100 km/h: 6,8 Sek
Preis ab EUR 69.500,00